Bei einer Sepsis befindet sich der menschliche Körper im Ausnahmezustand. Je mehr Sie über Sepsis wissen, desto schneller erkennen Sie die Frühsymptome. Hier finden Sie die Verdachtssymptome.

Sepsis ist ein Notfall

Sepsis ist die schwerste und immer lebensbedrohliche Zuspitzung (Komplikation) von Infektionserkrankungen. Sepsis – oft auch Blutvergiftung genannt – entsteht, wenn die körpereigenen Abwehrreaktionen gegen in die Blutbahn eindringenden Infektionserreger aus dem Ruder läuft und beginnt, das eigene Gewebe und die eigenen Organe zu schädigen.

Die Folgen einer Sepsis sind Schock, Multiorganversagen und Tod, vor allem wenn die Symptome nicht früh genug erkannt und sofort behandelt werden.

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Über Sepsis

1 Symptome einer Sepsis

Die typischen Sepsis-Symptome sind nicht spezifisch. Sie können auch Hinweis auf andere akut lebensbedrohliche Erkrankungen sein. Doch die Bedrohlichkeit dieser Symptome ist Betroffenen und dem medizinischen Personal zu wenig bekannt. Weil Sepsis immer durch eine Infektion ausgelöst wird und deshalb meist mit Fieber und manchmal auch mit Schüttelfrost einhergeht, wird diese vom medizinischen Personal oft mit einer Erkältung oder Grippe verwechselt. Dadurch geht bis zur richtigen Diagnose wertvolle Zeit verloren. Machen Sie den Sepsis-Check!

Frühzeichen, auf die Sie achten sollten, sind:

  • Ein nie gekanntes schweres Krankheitsgefühl
  • Müdigkeit, Apathie
  • Plötzlich auftretende Verwirrtheit
  • Schnelle, schwere Atmung
  • Eine erhöhte Pulsrate
  • Stark gesunkener, bzw. niedriger Blutdruck
  • Kalte, fleckige Haut an Armen/Beinen

* Bitte beachten Sie, dass fehlendes Fieber das Vorliegen einer Sepsis nicht ausschließt.

Wenn zudem Anzeichen einer Infektion (z.B. der Haut, der Lunge, der Harnwege) vorliegen, sollte man an Sepsis denken und sofort medizinische Hilfe suchen. Sepsis ist ein Notfall! Zum Thema haben wir auch eine Übersicht erstellt.

Der bekannte rote Strich auf dem Arm ist übrigens kein notwendiges Anzeichen einer Sepsis. Er zeigt die Entzündung einer Lymphbahn an, die zu einer Sepsis führen kann. Er muss aber nicht zwingend bei einer Sepsis auftreten. Ganz im Gegenteil: Die meisten Sepsis-Patienten zeigen dieses Symptom nicht.

Sepsis entsteht nicht nur durch infizierte Wunden. Die häufigsten Ursachen sind Lungenentzündungen, gefolgt von Entzündungen im Bauchraum und in den Harnwegen. Am häufigsten führen Infektionen mit Bakterien oder Viren zu einer Sepsis. Aber auch Pilze und Parasiten können eine Infektion auslösen, die wiederum in einer Sepsis münden kann.

Wenn Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten eine lokale Infektion verursachen, gelingt es unserem Immunsystem in den meisten Fällen, diese direkt am Entzündungsherd einzudämmen. Die Infektion nimmt einen begrenzten und durch geeignete Behandlungsmaßnahmen zu beherrschenden Verlauf. Bei einer Sepsis durchbrechen die Erreger jedoch diese lokale Begrenzung und dringen in die Blutbahn ein. Dies löst im gesamten Körper eine generalisierte Entzündungsreaktion aus, die über eine Kettenreaktion alle Abwehrsysteme aktiviert. Das Immunsystem wird somit überaktiviert (Zytokinsturm).

Dadurch aber werden nicht nur die Erreger, sondern als Kollateralschaden auch körpereigene, gesunde Zellen und Organe angegriffen. Wird nun nicht schnell ein wirksames Antibiotikum oder z.B. bei einer Virusinfektion ein gegen diesen Erreger wirksames Medikament verabreicht, entwickeln sich Multiorganversagen und ein septischer Schock, bei dem auch die Blut- und Sauerstoffversorgung lebenswichtiger Organe in Mitleidenschaft gezogen wird und diese ihre Funktion einstellen. In 20-30% der Sepsisfälle ist es zusätzlich zur medikamentösen Bekämpfung der Infektionserreger nötig, durch chirurgische Maßnahmen oder die Entfernung infizierter Prothesen den Infektionsherd operativ zu sanieren.

Bei Verdacht auf eine Sepsis ist sofortige ärztliche Hilfe notwendig. Eine Sepsis muss immer im Krankenhaus, in schwereren Fällen auch auf der Intensivstation behandelt werden. Bei der Aufnahme wird zunächst Blut abgenommen, um den auslösenden Erreger zu bestimmen. Weitere Blutwerte geben Auskunft über die Funktionsfähigkeit lebenswichtiger Organe und des Herz-Kreislauf-Systems. Da die Bestimmung der Erreger aus dem Blut mehrere Tage dauern kann, wird sofort ein Breitbandantibiotikum intravenös verabreicht. Um den Kreislauf zu stabilisieren, wird außerdem Flüssigkeit gegeben. Die Sauerstoffsättigung des Blutes wird gemessen und ggf. Sauerstoff über eine Nasensonde gegeben. Sollte der Blutdruck zu stark absinken, werden Medikamente zur Stabilisierung gegeben.

Jede Stunde zählt: Sepsis ist ein medizinischer Notfall

In Deutschland erkranken jährlich mehrere hunderttausend Menschen an einer Sepsis, je nach Alter und Schweregrad versterben zwischen 20 und 60 Prozent, sehr viele leiden an Langzeitfolgen. Die zügige Einleitung geeigneter Behandlungsmaßnahmen reduziert das Risiko zu versterben und eventuelle schwere Sepsisfolgen im Stundentakt.

Sepsis ist die schwerste Stufe (Komplikation) einer Infektion. Vor einer Sepsis kann man sich nicht direkt schützen, aber vor einer Infektion. Folgende Maßnahmen können dabei helfen, Infektionen vorzubeugen – und damit auch das Risiko für das Auftreten einer Sepsis zu senken:

  • Hygienemaßnahmen, insbesondere das regelmäßige und gründliche Waschen der Hände
  • erhöhte Aufmerksamkeit und ggf. ärztliche Behandlung bei Infektionen
  • die korrekte Einnahme ärztlich verordneter Antibiotika bzw. anderer Antiinfektiva
  • konsequente Behandlung chronischer Krankheiten (z.B. der Lunge, Leber oder Diabetes)
  • sorgfältiger Umgang mit Wunden und entzündeten Insektenstichen
  • gesunde Lebensweise (ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung)
  • Impfungen entsprechend der Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) 

 

In ca. 75% der Fälle bleiben nach einer Sepsis gravierende Folgeschäden, diese betreffen damit nicht nur die schweren Fälle. Es gibt viele typische Sepsis-Folgen, die zum sogenannten „Post-Sepsis-Syndrom“ zusammengefasst werden. Auch mit den als „Long COVID“ bezeichneten Langzeitfolgen nach einer überstandenen COVID-19 Infektion gibt es eine große Überlappung.

Die meisten Patienten, bei denen eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich war, sind nach dem Aufwachen aus einem mehrwöchigen künstlichen Koma zunächst komplett bewegungsunfähig. Schon die Entwöhnung von der künstlichen Beatmung, die während der Sepsis-Therapie erforderlich ist, benötigt Zeit und Willenskraft. Jede einzelne Bewegung des Körpers muss mühsam neu erlernt werden, geschädigte Organe müssen langsam wieder ihre Funktionsfähigkeit zurück erlangen. Nicht selten sind durch die Sauerstoff-Unterversorgung während der Sepsis einzelne oder mehrere Gliedmaßen so stark geschädigt, dass das Gewebe abstirbt (Nekrosen) und operativ entfernt werden muss. Dies kann zur Amputation von Fingerkuppen oder Fußzehen führen, leider aber auch ganze Gliedmaßen und große Hautareale selbst im Gesicht betreffen.

Noch häufiger jedoch sind Langzeitfolgen der Sepsis, die nach außen nicht sichtbar sind. Dazu gehören Leistungseinschränkungen nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf psychischer Ebene. Diese können sich zum Beispiel in Form eines „Fatigue-Syndroms“, also mit Schlafstörungen, bleierner Müdigkeit nach nur geringer Belastung, chronischer Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, sowie verminderter seelischer Belastbarkeit äußern. Es können Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen auftreten, aber auch Taubheit und Lähmungen sind nicht selten. Es wird angenommen, dass die während der Sepsis auftretende Schädigung von Neuronen (durch Toxine, Blutdruckabfall oder den Übertritt entzündlicher Stoffe in das Gehirn) für diese Langzeitfolgen verantwortlich ist.

Sepsis-Überlebende leiden in manchen Fällen auch unter Angstzuständen, Depressionen, Halluzinationen und Albträumen, die den Überlebenskampf während der Intensivtherapie widerspiegeln können. Ähnlich wie bei anderen einschneidenden Erlebnissen können Sepsis-Überlebende von einer Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) betroffen sein. Es ist wichtig, dass das weiterbehandelnde medizinische Personal um diese mannigfachen Spätfolgen weiß, und den Zusammenhang zur überlebten Sepsis erkennt. Viele Betroffene leiden unnötig an schweren Folgeschäden, da das medizinische Personal die Symptome nicht erkennt und deshalb die notwendige Behandlung nicht schnell genug einleitet.

Mehr dazu lesen Sie bitte auf unserer Seite für Betroffene.

Häufig taucht die Frage auf, ob Stiche von Mücken, Bienen und Wespen zu einer Sepsis führen können. Grundsätzlich löst der Insektenstich selbst keine Sepsis aus. Allerdings können Keime in den Körper gelangen, entweder direkt beim Stich durch das Insekt selbst oder wenn sich die Einstichstelle beispielsweise durch Kratzen oder Verunreinigen entzündet.

Eine Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle deuten auf eine lokale Infektion hin und sind – sofern keine Allergien vorliegen – zunächst kein Grund zur Sorge. Falls sich diese Infektion jedoch lokal ausdehnt ist eine ärztliche Abklärung und ggf. antibiotische Behandlung dringend zu empfehlen. Dies gilt umso mehr beim Auftreten von weiteren Symptomen einer Sepsis (siehe Punkt 3).

COVID-19 & Sepsis

Die COVID-19 Pandemie hat zu gravierenden Einschränkungen im öffentlichen und privaten Leben geführt. Dabei zeigt sich, dass COVID-19 eng mit dem Thema Sepsis verknüpft ist. Grundsätzlich kann jede Infektion zu einer Sepsis führen. Allerdings scheinen Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf von COVID-19 besonders häufig eine Sepsis zu entwickeln.

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Sepsis bei Schwangeren, Frühgeborenen, Neugeborenen, Kleinkindern und Jugendlichen

Sepsis ist bei uns für über 11 % aller Todesfälle in der Altersgruppe der 0-19-Jährigen verantwortlich bzw. mitbeteiligt. Früh- und Neugeborene gehören zur besonders gefährdeten Altersgruppe. In Deutschland ist derzeit mit etwa 1.000 Sepsisfällen pro 100.000 Geburten zu rechnen. Kinder, die eine Sepsis überleben, können in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung längerfristig in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sein.

Der Schlüssel zur Verhinderung von Sepsis ist es, eine Infektion zu verhindern. Der erste Schritt in der Infektionsprävention ist gründliches und häufiges Händewaschen, um die Verbreitung von Keimen zu reduzieren. Viele Krankheiten werden durch regelmäßige Impfungen im Kindesalter sowie den jährlichen Grippeimpfstoff verhindert.

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Illustration Sepsis-Stiftung Betroffene Familie

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