Treffen der Sepsis-Hilfe in Leipzig

Etwa 25 Sepsis-Betroffene, Angehörige und Interessierte trafen sich am vergangenen Samstag (16.11.2019) im Zentrum von Leipzig, um sich über kognitive Schäden nach Sepsis auszutauschen. Frau Dr. Gundula Seidel (Psychologin, Moritz Klinik Bad Klosterlausnitz) gab Einblicke in aktuelle Forschungen zu Hirnschädigungen nach Sepsis. Die Frage, ob es strukturelle Veränderungen gibt, sei demnach nicht leicht zu beantworten. Allerdings seien im Gruppenvergleich Unterschiede zu gesunden Probanden nachweisbar. Sehr interessant war auch, dass es Hinweise darauf gibt, dass die Hirnalterung bei Sepsis-Patienten schneller voranschreitet.

Im Anschluss sprach Frau Dr. Angelika Thöne-Otto (Leitende Neuropsychologin, Kognitive Neurologie Leipzig) über die Veränderungen der geistigen Leistungsfähigkeit nach einer Sepsis. Sie betonte, dass ein multifaktorielles Geschehen vorliegt: Veränderungen in Gehirn und Körper, Nebenwirkungen von Medikamenten, das auf der Intensivstation Erlebte, Unverständnis aus dem sozialen Umfeld und andere Faktoren beeinflussen die Leistungsfähigkeit nach einer Sepsis. Im zweiten Teil ihres Vortrags erläuterte Frau Thöne-Otto, was man selbst tun kann. So sind Achtsamkeit und die Anpassung an die veränderte Leistungsfähigkeit – z.B. durch Pausenmanagement – wichtige Instrumente, um mit kognitiven Einschränkungen gut umzugehen.

Herr Köhler sprach anschließend über eine erste Auswertung eines von ihm entwickelten Fragebogens zu Sepsis-Folgen. Demnach leidet ein Großteil der Befragten an kognitiven Einschränkungen, bei vielen sind sie jedoch weder diagnostiziert noch behandelt worden. Außerdem fehlt bisher eine Aufklärung über Sepsisfolgen von medizinischer Seite sowie eine Sepsis-bezogene Nachsorge. In der nachfolgenden Diskussion wurde deutlich, dass sich viele Sepsis-Überlebende von Ärzten und Therapeuten, teils aber auch von ihrem sozialen Umfeld nicht verstanden fühlen. Wenn keine sichtbaren Schäden vorliegen, gibt es oft nur wenig Verständnis. Ein Teilnehmer formulierte es so: „Unseren Rollstuhl sieht ja keiner“.

Da kognitive Einschränkungen nach einer Sepsis häufig nicht erkannt werden und zudem oft lange oder lebenslang bestehen bleiben, ist es enorm wichtig, in diesem Bereich mehr Forschung und Aufklärungsarbeit zu leisten. Aber auch der Austausch zwischen Betroffenen ist eine gute Möglichkeit, sich zu unterstützen und im Gespräch mit Gleichgesinnten Strategien und Verständnis zu finden. Das wurde einmal mehr bei diesem interessanten Treffen in Leipzig deutlich.